Jiří Ševčík: About
Elisabeth Grübl und Michal Škoda präsentieren ein gemeinsames Ausstellungskonzept, das die Prinzipien ihrer Arbeit sichtbar und spürbar werden lässt. Beide Seiten ergänzen einander, spiegeln sich und offenbaren so ihre tieferen Gemeinsamkeiten.
Den festen Rahmen für Michal Škodas Werk bilden die Avantgarde und Neoavantgarde des 20. Jahrhunderts und ihre Reduzierung der Kunst auf grundlegende Formen und Gesetzmäßigkeiten. Dieser modernistische Rahmen ist eine Referenz, derer sich Michal Škoda zwar bedient, die er aber fortwährend überschreitet, erweitert und stört. Sein Interesse gilt dem tieferen Hintergrund der geometrischen Strukturen, der Architektur, der Typographie und jeglicher Formen der Sprache, die der Kommunikation dienen – seien es Texte von Künstlern und Philosophen, seien es triviale schematische Darstellungen verschiedener Situationen. Der weiteste Rahmen ist dabei für den Autor die künstliche Umgebung der Architektur, die er – so schreibt er in seiner „Erklärung“– als visuell-räumliche Struktur wahrnimmt, als universelle Kulturlandschaft, die von unserer Sprache scheinbar nur widergespiegelt wird, tatsächlich aber von ihr mit erschaffen und uns verständlich gemacht wird.
Elisabeth Grübl verwendet in ihren Skulpturen, Klanginstallationen, Filmvorführungen und Interventionen in den Raum Mittel, die die Erkundung unserer Wahrnehmungsgrenzen ermöglichen. Sie bewegt sich an der Grenze und bringt uns dazu, an der Transformation und Modulation des Raumes von Klang, Licht und Bewegung beteiligt zu sein. Ihre Interventionen in den Raum sind oft minimalisiert und stellen hohe Anforderungen an die Aufmerksamkeit des Betrachters, ermöglichen aber schließlich eine außergewöhnliche ästhetische Erfahrung. Dabei vermessen und beleben wir die Fähigkeiten unserer eigenen Sensoren, die mit unserer physischen Sinnlichkeit verbunden sind. Wesentlich ist jedoch, dass wir dabei vor allem die Art und Weise erproben, auf die wir generell die Realität unserer Umwelt wahrnehmen und konstruieren. Wie bereits die Kunstkritik bemerkte, konfrontiert uns Elisabeth Grübl mit einer Situation, in der wir nicht nur ihre audiovisuelle Installation wahrnehmen, sondern uns auch unserer eigenen Wahrnehmung bewusst werden.
Das Bindeglied zwischen den Installationen beider Künstler ist Ludwig Wittgenstein, dessen Zitat Michal Škoda auf einen großen Spiegel in der Galerie des Österreichischen Kulturforums platziert hat. Die Spiegelung des Textes des österreichischen Philosophen ist in jedem Fall die bestimmende Metapher der Ausstellung: Unsere Sinne reflektieren nicht schlicht und einfach die Wirklichkeit, die Welt, die uns umgibt. Erst unsere Sprache gibt dieser Welt, dieser „Realität“, Form und Struktur – analog zu Elisabeth Grübl, bei der unsere aufmerksame Wahrnehmung ihrer Klanginstallationen nicht eine rein physiologische Tatsache und bloße Reflexion ist, sondern immer auch Auslegung, Interpretation, Theorie und „Ideologie“.